Dancing Stars, Let´s Dance, Dancing with the Stars, wie sie alle heissen – ein Fernsehphänomen des letzten Jahrzehnts. Das Format hält bereits über Jahre hinweg die Zuschauerzahlen in 7-stelligen Bereichen. Zu Recht?
Das auf jeden Fall!
Es ist auch sehr interessant und spannend zu beobachten, wie sich die Promis von Woche zu Woche steigern (oder auch nicht), ihre tänzerischen Skills besser werden (oder eben nicht) und sie immer ehrgeiziger werden (oder…du weißt schon). Auch die Promis, die von ihrer Teilnahme anfangs nicht unbedingt begeistert waren, bekommen es mit dem eigenen Ehrgeiz zu tun.
Bewundernswert finde ich auch die Tanzprofis, die innerhalb kürzester Zeit so tolle Choreographien und Tanzskills aus den Teilnehmern herausholen
Und dann sind da die Juroren… Ach, die Juroren… Der eine schmeichelt, der andere beleidigt und der dritte schlichtet. So nach dem Prinzip „Good Cop – Bad Cop“.
Sie sind auch der Hauptgrund für diesen Artikel.
Es war eigentlich ein anderer Beitrag geplant, aber nach dem ich mir am Freitag Abend zufällig kurz die Wiederholung von Let´s Dance angesehen habe, musste der Termin für diesen Artikel weichen. 😉
Es erschien mir auf einmal einfach wichtig, darüber zu schreiben.
Der Grund
Was ist denn genau der Grund, der mich so auf die Palme gebracht hat?
Eigentlich war es nur die eine Show mit der Boxerin Susi Kentikian und ihrem Partner Robert Beitsch, die über den Bildschirm geflimmert ist. Aber das hat mir Bestätigung genug gegeben, warum ich diese europäische Sendungen im allgemeinen bis jetzt gemieden habe. Egal welche Ausführung, die Deutsche, die Österreichische, Let´s Dance oder sonst was, das auf dem gleichen Format basiert.
Susi hat eine überraschend tolle Tango Show getanzt. Conny und ich waren begeistert, denn es war Drama pur, unterhaltsam und eine wirklich beachtliche Leistung mit Hebefiguren und zahlreichen Tricks. Sie hat sich für ihre Verhältnisse toll bewegt und überraschend elegant gewirkt. So weit so gut.
Und dann kam die Jury. Motsy und Jorge waren sehr aufbauend und unterstützend, haben ihre Leistungssteigerung gelobt (worum es doch in der Show eigentlich geht) und sehr liebe Worte gefunden.
Und dann war dieser Llambi dran. Ich bezeichne ihn mal als „dieser“. 🙂
Und dieser fangt an, sich über die fehlenden Fersenschritte zu beschweren, die im Tango so essentiell sind. Er sagt auch noch, sie hätte keinen einzigen Schritt richtig gesetzt! Sonst hat er nichts zu ihrer tollen Leistung bemerkt als den Hinweis, dass es besser war als der Quickstep – dies jedoch nicht schwer war!
Ach ja, mit den anderen Juroren hat er sich auch noch kurz angelegt.
Ich wusste nicht, ob ich in einem falschen Film bin. Fersenschritte!!!!!???
Jetzt könnte natürlich eine heisse Diskussion entfachen, wie der Vorwärtsschritt im Tango richtig getanzt gehört – über den Ballen oder über die Ferse…. Und in einem Turnier gibt es da wohl keinen Zweifel, da dieses nach strikten Regeln bewertet wird.
Aber in einer Show?
Nur zur Info – ich unterrichte die Vorwärtsschritte im Ballroom Tango auch über die Ferse. Eh klar!
Wenn ich aber jemanden sehe, der den Schritt über den Ballen setzt und sich trotzdem (oder gerade deswegen) sehr geschmeidig und fliessend bewegen kann, dann weise ich ihn oder sie daraufhin, dass es auch die andere Fußtechnik gibt und die Person möge es probieren, wie sich das anfühlt. Vielleicht wird es noch besser. Vielleicht aber auch nicht.
Qualität der Bewegung
Im Paartanz geht es unter anderen um die Qualität der eigenen Bewegung und der Connection zum Partner. Die anderen Aspekte werden wir jetzt nicht weiter erleuchten, damit der Fokus beim Thema bleibt.
Qualität der Bewegung also. Es geht darum, wie sehr wir unseren eigenen Körper kontrollieren und den Körper des Partners einschätzen und darauf reagieren können, um eine möglichst harmonische gemeinsame Bewegung zu gestalten. Und diese Qualität der Bewegung findet eigentlich zwischen der Schritte statt. Wie kontrolliert und fliessend sich der Körper zwischen der Schritte bewegt.
Jetzt kommt die Frage an dich…
Wenn ein Tanzpaar diese gerade erwähnte Aufgabe bestmöglich erfüllt hat, wollen wir diesen Fakt „bewerten“ oder den Prozess und Tools, wie es dazu kam?
Ist es sooooo wichtig, ob jemand einen Fersenschritt getanzt hat oder nicht, wenn sich die gleiche Person sehr kontrolliert, geschmeidig und anmutig über die Tanzfläche bewegen kann?
Für mich absolut nicht!
Für dich vielleicht schon. Vielleicht auch nicht. Ich akzeptiere beides. Wirklich!
Es ist auch wichtig, dass sich jeder seine eigene Meinung bildet.
Die Verantwortung
Diese Fernsehsendung bewegt aber Menschen. Sie hat auch viel Macht darüber, wie die selben Menschen ihre Meinung über den Tanz bilden.
Was denkt sich jetzt ein Tanzlaie, der diese Show gesehen hat und diese niederschmetternde Bemerkung vom Llambi hört? Der oder diejenige wird es sich drei Mal mehr überlegen, in einen Tanzkurs zu gehen. Denn man muss ja perfekt sein! Zumindest wird ein Leihe diesen gezeigten Tanz als toll und faszinierend empfinden, um dann zu erfahren, dass das eigentlich sch…. ist.
Hmmmm…dieser Mensch wird damit anfangen, Tanz in einer bestimmten Weise zu sehen. Meiner Meinung nach wird er nicht mehr die Harmonie im Paar oder den Gesamtausdruck wahrnehmen, sondern ständig nach einem Fehler suchen.
Vielleicht denkt er sich auch: „Also so bekomme ich das nie hin, damit wird es nie gut! Also bleibe ich lieber auf der Couch. Da ist es sicherer…
Es wird hier ein schwieriges Bild vermittelt. Es werden die Tools bewertet statt das Ergebnis.
Und bitte, man möge nicht vergessen, was alle TänzerInnen (sowohl Profis als auch Promis) in diesen Shows innerhalb von kürzester Zeit leisten!
OK, Susi Kentikian hat nicht nach dem Buch getanzt.
Uuuuuuuuu!
Vernichten wir jetzt dafür ihren Selbstwert! Und die ganze Motivation zum Tanzen auch gleich mit!
Einen Dreier (von 10 Punkten) hat er ihnen „geschenkt“, während die anderen zwei eine sechs und eine sieben vergeben haben. Nur damit man hier die Relation sieht.
Ich will jetzt nicht, dass dieser Artikel als eine Beschwerde über die Beschwerde rüberkommt.
Mein Ziel ist es, meine Leser aufmerksam zu machen. Nicht auf meine Sicht der Dinge, sondern auf ihre eigene. Ich wünsche mir, dass die TänzerInnen genug brauchbare Informationen sammeln, um daraus eine eigene qualifizierte Meinung zu bilden.
Ich hoffe wahrlich, dass dieser Blog diese Aufgabe halbwegs erfüllt, Menschen zu inspirieren und motivieren, das Beste aus ihrem Tanzen und dann auch aus ihrem Leben zu holen.
Damit man am Ende nach einem tollen Tanz eben nicht sagt: „Nicht schlecht, aber du hast keine Fersenschritte getanzt.“
So what!!!???
Einige der besten TangotänzerInenn der Welt (Tango Argentino allerdings) tanzen die Vorwärtsschritte ganz oft über den Ballen, weil es eleganter aussieht.
Es ist also eine persönliche Präferenz, aus der man eine grundsätzliche Regel gemacht hat. Ist das gut?
Bitte nur eines nicht verwechseln. Ich möchte auch nicht, dass wir hier zwei Lager der TänzerInnen kreieren – Pro- und Kontrafresenschritte! 🙂
Das wäre das Beste überhaupt, haha!
Oder eben das Schlimmste…
Darum geht es hier nicht. Es geht um die Qualität der Bewegung, Connection und des Teamworks. Mit welchen Tools man das wieder schafft, fällt meiner Meinung nach unter die „persönliche Präferenz“.
Bei Dancing Stars, Let´s Dance & Co. geht es um eine Show-Performance, Entertainment und Spannung. Da gibt es keinen Platz für Social Dance im herkömmlichen Sinne. Das ist mir schon klar. Ich verwechsle es ja auch nicht.
Denn Qualität der Bewegung ist in einem oder im anderen ein ähnliches Konstrukt, nur dass bei den Shows die Linien, Darstellung und Attraktivität viel mehr im Vordergrund stehen. Eh klar!
Dieser Artikel soll nicht aussagen, dass dieses Fernsehformat schlecht fürs Tanzen ist – ganz im Gegenteil! Viele haben sich schon dadurch fürs Tanzen begeistert und schauen gerne zu.
Manchmal ärgere ich mich eben darüber und werde es deswegen in der Zukunft weiter meiden.
Die Kust des Feedbacks
Eine konstruktive und wertschätzende Bemerkung von einem Juror wäre in diesem Fall z.B. gewesen: „Tolle Leistung, ihr zwei! Ich würde mir nur ein mehr Fersenschritte wünschen. 😉 Aber obwohl das nicht oft der Fall war, habt ihr es geschafft, toll über die Fläche zu fegen.“
Damit wäre alles sehr höflich und super gewesen. Ich hätte dann sicher über etwas anderes in diesem Artikel geschrieben. Aber Herr Llambi hat mich einfach provoziert. 🙂
Wahrscheinlich steckt mein Herz so tief im Social Dance (auch wenn wir sehr gerne Shows tanzen), dass mich diese „old school“ Ballroom Nach-Buch-Tanzerei nicht mehr wirklich begeistern kann. Bitte nicht falsch verstehen, alles hat seinen Platz, und die Menschen, die das damals aufgeschrieben haben waren genial. Die Bewegung dazwischen ist allerdings schwer zu beschreiben.
Obwohl ich in meiner Ausbildung nach genau diesem Buch gelernt habe. Ich weiß sehr wohl, worum es da geht. Eben deswegen.
Ich lege mich damit jetzt wahrscheinlich mit einigen an. Wenn du dich davon angesprochen fühlst, atme bitte durch und entspanne dich. 🙂
Auch ich werde mich, was den Llambi angeht, wieder abkühlen und entspannen und nicht mehr aufregen. 😉
Es geht eben um persönliche Präferenzen aber für mich auch darum, wertschätzend Feedback geben zu können.
Und vor allem im Fernsehen bzw. in diesen Sendungen – die by the way auch viele Kinder sehen – ist es meiner Meinung nach wichtig, niemanden bloß zu stellen und zu verletzen.
Denn Kinder imitieren dieses Verhalten und werden diese Verhaltensweise vielleicht unbewusst übernehmen. Auch Erwachsene bekommen es bestätigt, dass diese Art von Kritik gesellschaftsfähig und akzeptiert ist.
Und genau da sollte man mal einhaken, um darüber nachdenken.
Das betrifft ja auch andere Formate wie z.B. „Deutschland sucht den Superstar“ etc.
Eine tolle Vorbildsendung wäre The Voice Of Germany! Diese Juroren sind wahre Gentleman und Ladies. Wie sie die Teilnehmer aufbauen und unterstützend auf sie wirken ist ein Wahnsinn! Sie sind richtige Mentoren. So stelle ich mir das vor!
Um auch einmal ein positives Beispiel zu nennen.;-)
Allerdings ist das ein anderes Auswahlverfahren, denn wirklich nur sehr talentierte SängerInnen kommen in die Shows.
Bei der amerikanischen Tanz-Fassung – Dancing with the Stars – ist dies ähnlich. Auch hier haben die Promis meist eine tänzerische oder bühnentechnische Vorbildung.
In den europäischen Tanzformaten ist das eben anders. Und deswegen könnte man auch über die Bewertungskriterien nachdenken und vor allem, die Entwicklung des Promis und die Einsatzbereitschaft in den Vordergrund stellen.
Ich lerne aber trotz alldem sehr gerne dazu. Verpasse ich da etwas in der ganzen Thematik? Verstehe ich hier etwas nicht richtig? Sehe ich es zu einfach? Oder zu kompliziert? 🙂
Ich freue mich über deine Meinung und was du von diesem Fall hältst.
Inzwischen, atme durch,
Dance And Make Difference
Ich tue es auch 🙂
Update:
Nach dem schon in den ersten Stunden dieser Beitrag unerwartete Weise so hohe Wellen geschlagen hat, würde ich gerne eine Live-Diskussion zu diesem Thema in unserer Social Dancing Community FB-Gruppe gestalten. Bist du bereits ein Mitglied?
Diese Gruppe soll ein Ort werden, an dem sich gleichgesinnte (oder auch nicht 😀) TänzerInnen treffen, ihre Erfahrungen austauschen und auch voneinander lernen. In diesem Blog hier fehlt uns ein wenig der Austausch, da die Kommunikation meistens in eine Richtung stattfindet. In dieser FB-Gruppe aber sehen wir eine Chance des besseren Austausches, wo wir uns mehr mit den speziellen Herausforderungen und eventuellen Problemen unserer Community beschäftigen können. Wie zum Beispiel bei diesem heissen Thema. 😉
Wir veranstalten dort immer wieder LIVE-Videos in denen wir die Themen aus diesem Blog noch mehr vertiefen, um sie mit allen Mitglieder zu diskutieren und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Dann klicke hier und lerne mit uns gemeinsam!
Update 2:
Hier ist das Facebook Live-Video der Diskussion, die wir im Zuge dieses Artikels am 25. April geführt haben! Könnte für ein paar Zusatzinformationen sorgen. 😉
…. und dass dieser wirklich ganz schwere Fehler „tanzleihe“ (es ist zweimal hintereinander falsch geschrieben – also wird es kein bloßer „verschreiber“ sein) statt tanzlaie nebst einiger anderer Grammatikfehler nicht mehr passiert wünsche ich mit
Oh, vielen Dank für den Hinweis! Wenn das ein Trost ist – es war viiiieeeeel schlimmer, haha! Aber Conny hat es dann bereinigt. Wie immer. 🙂
Leider hat sie diesen Artikel gestern bei der Autofahrt nach Hause um 5 Uhr früh Korrektur lesen dürfen, als wir von einer Salsa-Party von Zagreb nach Graz gefahren sind. Da kann es schon mal passieren, dass solche Fehler passieren, hehe. Bitte um Nachsicht und Danke noch einmal für den Hinweis. 😉
Endlich sagt mal jemand!
Diese “ entweder ernsthaft oder gar nicht“ -Mentalität aus den siebziger Jahren (auch Turn- und Musiklehrer!) verdirbt einen von Beginn an die Freude am jeweiligen Tun.
Großartiger Artikel-großartige Einstellung.
Lieber Dado!
Danke für diesen Beitrag. Ich selbst hab mir Dancing Stars noch nie angesehen (ich sehe grundsätzlich nicht fern), aber als weltoffener Mensch kommt Frau an diesem Thema ohnehin nicht vorbei, da Zeitungen und Kollegen gerne darüber diskutieren.
Es scheint ein Format zu sein, dass – wie alle „Wettbewerbsshows“ – nach ganz einfachen Regeln funktioniert: Viele Prinzen bewerben sich um die Gunst der schönsten und reichsten Prinzessin, aber schlussendlich kann sie nur einer bekommen. Auf dem Weg zum Happy End müssen viele Drachen getötet und Prüfungen bestanden werden. Jeder Zuschauer identifiziert sich mit einem Teilnehmer und somit ist seine Aufmerksamkeit sicher. Es ist egal, ob es sich dabei um Tanzen, Singen, Kochen oder mittelalterliche Turniere handelt.
Dein Beitrag unterstreicht, was mir schon in Deinen Kursen aufgefallen ist: Du hast eine natürliche pädagogische Begabung und ein gutes Gefühl dafür, was es für Motivation von außen und von innen braucht.
Es gibt ganz seltene Fälle, wo es eindeutiger und klarer Zurechtweisungen des Lehrers bedarf, dazu zählen:
a)wenn Bewegungen eindeutig gesundheitsschädlich ausgeführt werden oder
b) den Tänzer selbst, seinen Partner bzw. andere Paare behindern bzw. gefährden.
Ansonsten sollte die Motivation der Teilnehmer (die oft erstaunlich hoch ist) gefördert werden. Kritik ist notwendig, aber sie muss wohldosiert und – vor allem – konstruktiv und mit Wertschätzung daherkommen. Humor ist dabei auch kein Fehler 🙂
Ich hab meine ersten Standardtanzversuche als 17-Jährige in einer klassischen Tanzschule gestartet und hatte kein einziges Mal das Gefühl, auch nur irgendwas richtig zu machen. Lachen, glaub ich, war nicht einmal erlaubt 😉 Und meinem damaligen Freund haben diese Stunden völlig die Lust am Tanzen genommen.
Mittlerweile hat sich (Gott sei Dank!) vieles geändert und mein Sohn geht sehr gerne in die Tanzschule und Tanzen. Er hat – genauso wie die meisten von uns – keinerlei Ambitionen, ein Profitänzer zu werden und für ihn steht der Spaß an der Bewegung im Vordergrund.
Und je besser man wird, desto mehr sieht man auch selbst, was man alles noch NICHT kann und nimmt Kritik immer bereitwilliger und leichter an, was die Motivation wieder steigert.
Tanzen (ganz allgemein) ist für uns Menschen ein Grundbedürfnis (was viele vergessen) und formt unseren Charakter, unser Selbstbild (und Selbstbewusstsein), unsere soziale und emotionale Intelligenz und unsere Lebenseinstellung.
Warum sollte das alles wegen der harschen Kritik eines Besserwissers zum falschen Zeitpunkt zunichte gemacht werden?
Lieber Dado!
Ich glaube, Herr Llambi erfüllt bei dieser Show auch eine Rolle, genauso wie Dieter Bohlen, der für seine ach so lustigen (teilweise wirklich beleidigenden) Kommentare bekannt wurde. Ich denke, das gehört zum Spannungsbogen dieser Sendungen dazu.
Darsha und ich haben uns in unserem letzten Workshop ausführlich mit Feedback-geben und Feedback-annehmen beschäftigt und dort auch die Burger-Methode für konstruktives Feedback vorgestellt, die du in deinem Beitrag perfekt präsentiert hast:
Das untere Brötchen vom Burger soll etwas Positives sein („Tolle Leistung!“). Dann kommt die Kritik – sozusagen das Fleischlaibchen im Burger („ich würde mir Fersenschritte wünschen“ – als Wunsch formuliert ist das optimal, besser kann man es gar nicht machen!). Und dann kommt das obere Brötchen des Burgers, wieder mit etwas Positivem oder Motivierendem („aber ihr habt es geschafft, toll über die Fläche zu fegen“).
Leider ist es wohl für viele schwierig, Kritik so gut zu „verpacken“ und ich glaube, es gibt nur wenige Menschen, die – so wie Conny und du – so gut beobachten und dann jedem/r einzelnen den für ihn/sie „nächsten Schritt“ zeigen, der diese Person wieder ein Stückchen weiter bringt. Und wenn du schlussendlich von deinen Wuzzis begeistert bist, oder Conny am Ende der Tanzstunde (leicht überrascht) begeistert „jaaaa“ ruft, motiviert das auf jeden Fall und macht Lust, sich weiter zu steigern.
PS: Ich bin neulich von Martin (äußerst konstruktiv und einfühlsam) auch darauf hingewiesen worden, dass ich manchmal Ballenschritte im Tango setze – ups!
Oh, liebe Steffi, das ist ein sehr lieber Kommentar von dir. Vielen Dank! <3
Der Burger gefällt mir! Das kannte ich bis jetzt nicht. 🙂
Das mit Llambi und Bohlen ist klar. Eine Sendung braucht einen Spannungsbogen und das ist verständlich. Ich persönlich will mir aber diese Runtermacherei nicht mehr anschauen. Das regt mich nur auf! Sie können schon kritisch sein aber nicht beleidigend! Wie sollen unsere Kinder die sozialen Umgangsformen auf diese Art lernen? Schwierig...
Da gebe ich dir vollkommen Recht! Feedback ist gut und wichtig, aber man kann es immer wertschätzend vortragen! Zum Glück seid ihr da großartige Naturtalente 😉
Lieber Dado!
Welch herlicher Artikel und vorallem sprichst du mir aus der Seele!!!! Welch fürchterliche Vorbildwirkung für unsere Kinder, ( auch für uns Erwachsene) wenn Bösartigkeit, „runtermachen“ und Beschimpfungen salonfähig werden.
Die “ Burgertheorie “ von Steffi gefällt mir sehr ( Conny und du seid ja Meister darin) und sie sollte eigentlich in die Lehrerausbildung aufgenommen werden. By the way, die Rechtschreibfehler habe ich nicht gesehen, es ist der Inhalt der zählt!!! ( das ist wie mit den Fersenschritten).
Also ich seh mir Diese Sendung auch nicht mehr an, geschweige den Leute wie Dieter Bohlen. Ich gehe viel lieber zu euch in einen Kurs und lass mich von euch “ bewünschen“!!!
Liebe Grüsse Poldi
Vielen herzlichen Dank, liebe Poldi! ❤️ Sehr, sehr lieb von dir!
Lieber Dado
Danke für deinen Artikel. Ich glaube das Grundübel ist das Bewerten des Tanzes, was Teil des Formates ist.
Tanz genauso wie Kunst ist für mich ein Ausdruck von Innerem, beim Tanz zwischen zwei Menschen. Ein künstlerischer Ausdruck kann nicht „gut“ oder „schlecht“ sein. Er ist einfach.
Wenn ich nun den Tanz bewerte, oder dem Kunstwerk einen Preis = Marktwert gebe, ist das in meiner Sicht etwas, was dem Wesen des Tanzes und dem des Kunstwerkes widerspricht. Also unangebracht.
Eine Conclusio daher kann sein, wie du oben geschrieben hast: Feedback wie bei Mentoren, also aufbauend und positiv, oder Kritik als eigenes Bedürfnis „ich habe mir gewünscht..“ formulieren.
Dann fällt die Bewertungskeule weg 🙂
LG Markus
Herzlichen Dank für deine Meinung! <3
Hi Dado.
Da hast du ja ein heißes Thema angefasst
Ich denke es geht um Eischaltquoten. Dafür wird alles geopfert. Auch die Würde von Menschen. Nicht nur bei Let’s Dance. Dort im speziellen macht Llambi das Arschloch vom Dienst( sorry). Dafür wird er gut bezahlt, weil die Quote stimmt und somit die Einnahmen für den Sender.
Täzerisch ist Llambi ein Experte, wenn man außer Acht läßt, daß 20 Jahre vergangen sind. Er hat sicher nie etwas von Social Dance gehört und wie Tanzen heute läuft usw. Er ist mit seinem Wissen auf dem Oldschool Niveau.
Somit ahnungslos. So ähnlich wie Moderatoren und Juroren im deutschsprachigen Fernsehen, die unsere Sprache nicht können, dafür aber sehr sehr sehr viel reden müssen. Getanzt wird in mehreren Stunden Sendezeit nur ein paar Minuten.
Das Problem: Leute sehen das und denken: aha, so ist tanzen, so muß man aussehen, so wird bewertet.
Und das ist sehr schlecht für uns und das wirkliche Tanzen in der wirklichen Welt.
Viele Grüße
Volker
Eben, gut ist das fürs Tanzen nicht. Nicht nur fürs Tanzen, sondern auch für unsere Kinder, die sich daraus ein Vorbild kreieren, was heutzutage interessant ist und was uncool ist… (Respekt und achtsamer Umgang sind dementsprechend uncool…)
Und das mit dem Experten…“Er nahm an Europa- und Weltmeisterschaften teil…“ steht bei seinen Tanzerfolgen… woooowwwwww! Wie 10000de anderen auch… Aber die sind eben nicht so gehässig und abschätzend…
tja…
Dance And Make A Difference sage ich nur. 🙂
Hallo Dado. Danke für den Artikel. Aus sehr ähnlichen Gründen sehe ich mir Dancing Stars schon lange nicht mehr an, obwohl ich dann oft mit meinen Schülern gar nicht mehr mitreden kann. Viel zu oft drängt sich die Jury in den Vordergrund, die tänzerische Leistung erscheint fast wie eine Fußnote.
Was mich aber am meisten an Dancing Stars stört ist, dass dem Laien ein völlig falsches Bild vom Tanzen (bzw auch dem Tanzsport) vermittelt wird. Die Sendung befindet sich in einem ewigen Konflikt zwischen Show und Anspruch. Oft kommen Kandidaten weiter, die von der Leistung her gesehen dort nichts zu suchen haben, weil ihr Unterhaltungswert so hoch ist. Umgekehrt scheiden Promis aus, weil sie gut aber etwas zu langweilig sind. Gleichzeitig gibt es aber noch die Juroren, die – eigentlich völlig entgegen dem ganzen Konzept der Sendung – auch die tänzerische Leistung aus der Sicht eines Profis beurteilen sollen.
Überspitzt ausgedrückt: Will ich gutes Tanzen sehen, schaue ich mir ein Turnier an. Oder ein YouTube Video von guten Tänzern. Will ich Promis und eine gute Show, dann brauche ich den Faktor Tanz in der Formel eigentlich nicht mehr. Dancing Stars versucht da einen Spagat, der meiner Meinung nach gar nicht möglich ist.
In einem Punkt muss ich dir jedoch widersprechen: Ob ein Vorwärtsschritt im Tango über den Ballen oder die Ferse getanzt wird, ist nicht einfach nur eine Stilfrage oder eine Frage persönlichen Präferenz. Ein Fersenschritt kann biomechanisch richtig sein, ein Ballenschritt ist biomechanisch immer falsch. (In der Grundtechnik, bei speziellen Effekten oder Elementen kann das natürlich anders sein.) Die Technik, die wir heute benutzen, hat sich nicht einfach nur jemand einfallen lassen, um Anfänger zu ärgern. Diese Technik ist die physikalisch und biomechanisch „richtige“ Art, eine Bewegung zu tanzen.
Ja, Wertungsrichter und Juroren schauen den Paaren viel zu viel auf die Füße. Die Füße sind Mittel zum Zweck und ihr Hauptnutzen ist, dass sie es dem ganzen Körper ermöglichen, sich gut zu bewegen. Wenn ich unterrichte, spreche ich wenig über die Füße, aber wenn sie falsch gesetzt sind, dann ist das für mich als Trainer ein Zeichen dafür, dass in der Bewegung etwas noch nicht stimmt, etwa die Balance oder die Bewegungsrichtung. Die „richtige“ Technik ist keine Anleitung, wie man gut tanzt, sondern eine Kontrollinstanz um zu überprüfen, ob man sich halbwegs (biomechanisch) richtig bewegt.
Dass das aber in wenigen Wochen kaum zu lernen und deswegen in Dancing Stars eigentlich fast schon fehl am Platz ist, ist wieder eine andere Geschichte. Ein guter Juror kann auch ohne die Füße erkennen, ob sich ein Paar gut bewegt, und die richtige Fußtechnik kann man immer noch künstlich erzwingen, ohne dass die eigentliche Bewegung richtig ist.
Aus diesem Gesichtspunkt betrachtet ist es eigentlich völlig überflüssig, dass den Paaren bei Dancing Stars auf die Füße geschaut wird. Wenn man sich ein bisschen mit der Materie auskennt, was nicht bei allen Juroren der Fall ist. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Vielen Dank für diesen wertvollen Kommentar, mein Lieber! Ich stimme dir überall zu. Auch dort, wo du mir nicht zustimmst. 🙂 Da hast du auch recht. Natürlich! Der Fersenschritt im Tango (oder überhaupt im Standard) ist so was von klar und indiskutabel. Normalerweise… Aber wenn der Partner ca. 30 cm größer ist und einen seeeeehr langen Schritt hat, ist es dann eine Frage der Kompensation und Anpassung. Die arme schafft es gar nicht in dieser Geschwindigkeit diese Schrittlänge mitzuhalten und schummelt sich ein wenig, um auf den Beinen zu bleiben. Dem Llambi wäre es anscheinend lieber, sie würde die korrekte Fußtechnik tanzen und alles andere (die Paarharmonie und so) wäre weniger wichtig. Wie du sagst, es ist fast sinnlos in diesem Kontext, in diesem Format des Turniers auf die Sachen wie Fußtechnik zu achten, wo es eigentlich um Sympathiewerte, Show und Unterhaltung geht. Es wird damit das Ganze zu einer Anti-Unterhaltung quasi… Es ist eben so im Fernsehen. Aber es muss nicht so respektlos und beleidigend bleiben. Da musste ich einfach was schreiben. Es bewirkt wahrscheinlich nichts… aber vielleicht doch, wenn noch ein paar von mehreren Seiten etwas sagen… Wer weiß… 🙂
Jedenfalls, Ferse hin Ballen her. Das ist eigentlich vollkommen unwichtig. Respekt und Wertschätzung zumindest auf diesem Niveau müssen sein. Wenn das nicht mehr selbstverständlich ist, dann wird die Welt zu einem traurigen Ort…
Vielen Dank noch einmal für deine Meinung!
Nur zur Info – ich unterrichte die Vorwärtsschritte im Ballroom Tango auch über die Ferse. Eh klar! Wenn ich aber jemanden sehe, der den Schritt über den Ballen setzt und sich trotzdem (oder gerade deswegen) sehr geschmeidig und fliessend bewegen kann, dann weise ich ihn oder sie daraufhin, dass es auch die andere Fußtechnik gibt und die Person möge es probieren, wie sich das anfühlt. Vielleicht wird es noch besser. Vielleicht aber auch nicht.
Lieber Dado!
Ich stimme deinem Kommentar vollinhaltlich zu und möchte v.a. diese Sätze hervorstreichen und besonders loben. Als pensionierter Lehrer weiß ich wovon ich spreche. V.a. in den musischen Bereichen ist die Freude am Tun das wichtigste, das die Schüler auch weiterbringt. Natürliche Bewegungsabläufe sind zu lehren nicht verkrampfte nach dem Lehrbuch. Sogar im Spitzensport ist es oft nicht entscheidend ob die Bewegung richtig oder falsch ist, sondern das Bewegungsgefühl bzw. das Ergebnis. Ein Messi kann viele ideale Schusstechniken, schießt er im Finale ein Tor mit dem Knie wird es allen egal sein. Oder soll der Tennistrainer dem Nadal sagen, er muss bei seiner Vorhand mehr seitlich und nicht so offen stehen (wie es im Lehrbuch steht) Na eben…
Danke für den tollen und einfühlsamen Artikel!
Ich schaue mir Dancing Stars aus vielen Gründen immer noch gerne an – obwohl auch in Österreich bei dieser Show ein „Bad Cop“ (Balázs Ekker) Teil der Jury ist, der in erster Linie herabwürdigt, entmutigt oder gar beleidigt und mit seinen Bewertungspunkten immer geizt. Für mich sind seine Kommentare absolut destruktiv und entbehrlich, vor allem, wenn man bedenkt, wie viel die Teilnehmer/innen in so kurzer Zeit leisten, nicht zuletzt, um das Publikum zu unterhalten und zu begeistern. Diese „Negativtanzpädagogik“ ist offensichtlich Teil des Formates dieser Tanzshows, vielleicht weil es genügend Menschen gibt, denen es gefällt, wenn andere in dieser Form kritisiert oder bloßgestellt werden (vielleicht fühlen die sich dann besser?) Ich bin eine „spätberufene“ leidenschaftliche Tänzerin – ich tanze mit meinem Partner, der schon seit 30 Jahren sämtliche Kurse absolvierte, gemeinsam tanzen wir seit gut zwei Jahren. So gesehen sind wir wohl das „perfekte“ Paar, da wir uns bestens ergänzen: Er mit seiner super Tanztechnik und jahrelangen Erfahrung auf dem Parkett, ich mit einem ganz anderen Zugang, wo nicht die totale „Perfektion“ (z.B. in der Schritttechnik) zählt, sondern das ganzheitliche Einlassen auf den gemeinsamen Tanz, wo auch eine Prise Improvisation sowie ein spielerischer Zugang sein dürfen, was zuletzt unsereimmense Tanzfreude widerspiegelt – was auch auf andere positiv abfärbt, wie man uns oft sagte. 🙂 So lernt jeder von jedem – und so kann das Gemeinsame weiter wachsen.